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Live-Reviews

Katatonia - Solstafir - Hamburg - Grünspan (22.02.2023)
Das nenne ich mal eine gelungen zusammengestellte Tour. Und endlich kann sie dann auch stattfinden. Es ist ein Mittwoch und der Wind fegt eiskalt über die Reeperbahn. Draußen vor dem Grünspan muss man sich schon arg warme Gedanken machen, damit die Wartezeit einigermaßen vorbei geht. Glücklicherweise läuft der Abend von nun an mit Deutscher Pünktlichkeit ab.

Um 19 Uhr eröffnen demnach die Amis SOM den Abend. Musikalisch passen die Jungs mit ihrem melancholischen Sound wirklich hervorragend zu den beiden Headlinern und so verwundert es kaum, dass der Innenraum immer voller wird. Die Reaktionen fallen sehr wohlwollend aus, der drückende Sound tut sein Übriges. Am Ende dürften SOM nicht nur mich als neuen Fan dazugewonnen haben. Erneut eine tolle Band aus dem Portfolio von Pelagic Records.

Dass Solstafir auf dieser Tour mehr als nur Co-Headliner sind, macht sich in der Umbaupause deutlich bemerkbar: Es wird knackevoll vor der Bühne, und viele Leute scheinen eigens für die Isländer angereist zu sein. Und die verwöhnen die 950 Zuschauer im ausverkauften Grünspan mit einem emotionalen Ritt durch fünf ihrer sieben Studioalben, wobei jeweils „Köld“ und „Otta“ mit jeweils zwei Songs bedacht werden und somit die Hälfte des Sets ausmachen. Nur acht Songs in 80 Minuten, schon irre. Zumal Sänger Aðalbjörn Tryggvason zwischen den Songs auch nicht wirklich gesprächig ist, sondern lediglich auf den „Little Saturday“ ( es ist Mittwoch 😉 ) und auf den Geburtstag von Gitarrist Sæþór Maríus Sæþórsson hinweist – hier gibt es von den Hamburgern allerdings ein Ständchen. Der Auftritt zieht sich nach hinten raus ein wenig, nach dem letzten Song „Goddess Of The Ages“ fragt man sich aber trotzdem, wo die letzten 80 Minuten geblieben sind.

Ich hatte kurz befürchtet, dass bei Katatonia nun eine Art Massenflucht einsetzt, dem ist aber glücklicherweise nicht so. Und schon das treibende „Austerity“ belohnt die Verweilenden mit dem ersten Über-Refrain des Abends. Das aktuelle Album „Sky Void Of Stars“ ist für mich jetzt schon in 2023 kaum mehr zu toppen, glücklicherweise spielen Katatonia ganze fünf Songs von eben dieser Scheibe. Darauf hatte ich auch ein wenig gehofft und spekuliert. „Colossal Shade“ groovt wie Hölle, und generell fügen sich die neuen, leicht elektronisch angehauchten Lieder gut zwischen die älteren Songs ein. Hier möchte ich „Behind The Blood“ und „Forsaker“ hervorheben, die haben mal so richtig Laune gemacht – falls man das bei dieser Art Musik überhaupt so sagen kann.
Die Musiker erkennt man meistens nur silhouettenartig, man erahnt die Gesichter nur – vor allem bei Sänger Jonas Renkse tritt dieser Effekt sehr häufig auf. Der Mann ist hervorragend bei Stimme, schön, dass auch der Sound im Grünspan gut abgemischt ist und man alles klar und deutlich heraushören kann. Der Band-Hit „My Twin“ wird von der gesamten Halle mitgesungen, und auch die beiden Zugaben „July“ und „Evidence“ stimmen die Oldschool-Fraktion unter den Fans milde. Dann ist nach 75 Minuten auch schon Feierabend.

Unterm Strich bleibt ein rundum gelungener Abend, ich habe drei gut aufgelegte Bands gesehen und eine tolle Zeit gehabt.

Links:
Katatonia - Solstafir

Eisen-Dieter

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