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Live-Reviews

Arschtritt Rockfestival 2.Tag - Oldenburg - Alhambra (28.12.2007)
Nachdem am 1.Tag des nachweihnachtlichen 2-Tagesevents Arschtritt Rockfestival die Bremer Mad Monks den Laden als Headliner gerockt hatten, zog es mich am zweiten Tag in Begleitung einiger Kumpels auch dorthin. Ich war schon bestimmt 10 Jahre nicht mehr im Alhambra, geändert hat sich seitdem rein äußerlich nicht viel. Die gemütliche, etwas punkige Atmosphäre und die Inklusionsattitüde sind noch immer gegeben und die Bierpreise sind nach wie vor lobenswerterweise äußerst human.
Die Westersteder Kapelle Subnormal begannen als erste Band des Abends just zu spielen, als wir das Etablissement gegen kurz vor 8 betraten. Die vier noch sehr jungen Herren präsentierten ausbaufähigen Punkrock mit einigen Crossover - Elementen (der Begriff „Crossover“ kommt bei Schreiberlingen übrigens immer dann zum Einsatz, wenn für das Gehörte nicht so recht Worte zu finden sind). Dem Sänger möchte ich eine Stimme mit viel Potential attestieren, dem Songwriting merkt man deutlich an, welche Präferenzen in den heimischen CD-Player geschoben werden. Die Bühnenperformance und die Ansagen sollten noch einmal gründlich überarbeitet werden. Oder man nennt das Outfit des Bassisten, schicke Anzugsschuhe und gelbes Polohemd mit Posthorn auf dem Rücken, einfach mutig. Insgesamt eher suboptimal! (Anm. d. Red.:Tschuldigung, manche Kalauer kann man sich einfach nicht verkneifen!)
Als Max Headroom danach die Bühne bestiegen, sah das schon ganz anders aus. Man merkte den Jungs deutlich an, dass sie schon einige Bühnenerfahrungen gesammelt hatten. (u.a. Support für Dog Eat Dog, Fettes Brot, Die Happy) Die Jungs aus dem Raum Oldenburg präsentierten eine komplett durchdachte und eingespielte Show. Von der Performance über die Ansage bis hin zur Songreihenfolge war das eine komplett runde Sache. Ebenso sind die Arrangements zu betrachten. Auch hier wird in keinem Song irgendetwas dem Zufall überlassen, wohldosierte Steigerungen und perfekt durchdachte und dargebotene Songstrukturen, werden von melodiösem Gesang getragen, der an den richtigen Stellen durch Backgrounds unterstützt wird. Alles in allem eine absolut runde Sache. Aber genau hier liegt auch mein Kritikpunkt. Wo bleibt da bei all der Perfektion der Punkrock. Für meinen Geschmack ist das insgesamt einfach schon wieder zu glatt, da fehlt mir die Attitüde. Im Punkrock darf auch schon mal zwischendurch geschrieen werden. Wo bleibt die Wut? Sowas hier hören sich Sek II Mädels im Kinderzimmer an, und glauben das sei subversiv.
Im Anschluss betraten She-Male Trouble die Bretter der mittlerweile gut gefüllten Halle. Die Berliner Herrenkapelle mit Frontfrau Carol La Rock sind hierzulande ja schon länger keine Unbekannten mehr. Bei weiblichem Gesang gingen die Meinungen ja schon immer kontrovers auseinander, was daran liegt, dass einige diesen nach einer gewissen Zeit als nerviges Gekreische empfinden. Das war hier auch nicht anders, „die klingt wie Doro“ gehörte noch zu den eher netteren Kommentaren, die ich um mich herum so aufschnappte.
Ich selbst finde, dass Carol vor allem dann wenn sie schnelle, agressive Songs singt, eine unglaubliche Rockröhre hat, die wirklich beeindruckend ist. Schwächer wird sie, wenn sei bei ruhigeren Nummern mit weniger Druck singt, dann läuft sie zumindest Gefahr irgendwann zu nerven. Das Brett der übrigen Bandmitglieder ist wirklich mehr als amtlich, irgendwo zwischen Schweinerock, Metal und Social Distortion wird vor allem von den Gitarristen ein bemerkenswerter Druck erzeugt, der aller Ehren wert ist! Um die gute Gesamtnote bringt sich die Band allerdings gegen Ende der Show: Über die Menschenpyramide kann ich noch wohlwollend hinwegsehen, aber bitte bitte bitte hört doch bitte auf, das Publikum zum rhythmischen Klatschen über dem Kopf zu animieren!! Wir sind doch nicht bei Grönemeyer!! Eine furchtbare Unart ist das, die indes auch immer wieder bei anderen Bands zu beobachten ist. Fast gebetsmühlenartig muss ich auch wiederholen, dass diese elende Bandmitgliedervorgestelle zu unterlassen bleibt. Es interessiert mich nicht wie ihr heißt und merken werde ich es mir erst Recht nicht!!
Nun kamen zu meiner Überraschung schon die eigentlichen Headliner des Abends, Smoke Blow, auf die Bühne.
Zugegebenerweise erwies sich das schon zahlreich erschienene Oldenburger Publikum zu großen Teilen als noch lahmarschiger als man es aus der benachbarten Hansestadt mit der animalischen Gesangsformation schon gewohnt ist, dennoch hatte ich den Eindruck die Kieler sind mittlerweile etwas auftrittsmüde geworden. Vor einigen Jahren noch waren Smoke Blow eine der energiegeladensten und sehenswertesten Livebands überhaupt, was soll ich sagen, der Lack ist ab. Das Songwriting der jüngsten Veröffentlichungen hat mich ob seiner Nähe zum Mainstream doch schon arg verschreckt, aber nun ist auch noch die Energie und die Originalität flöten gegangen. Bis auf 3-4 alte Kracher, „Dancing with the dead“ und „Alligator Rodeo“ gehen immer, konnten mich Letten und Co diesmal so gar nicht aus den Schuhen rocken. Vielleicht lag es auch daran, dass Lettens bekannt provozierende Ansagen irgendwie so gar niemanden provozieren.
Den Abend rundeten dann die Lokalmatadore von Bitume ab, was ich mir gerne angetan hätte, was aber nicht auf Gegenliebe bei meinen Begleitern stieß. Die hatten genug gesehen…
Und ihr wisst ja: Mitgehangen-Mitgefangen!

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Arschtritt Rockfestival 2.Tag

Nille

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