Harbor Inn Studios - Bremen
 

Live-Reviews

Clutch - The Sword - Witchcraft - Never Got Caught - Hamburg -Molotow (21.04.2007)
Es ist schon ein hartes Los, wenn man auf einem Samstag bei Sonnenschein um 18:30 Uhr als erste Band auf die Bühne muss. Während sich draußen vor dem Molotow noch viele Leute tummelten und ein nicht unerheblicher Teil vergeblich nach Tickets für das ausverkaufte Konzert suchte, musste der Support rechtzeitig seinen Gig beginnen. Da sich die Parkplatzsuche um einiges schwieriger gestaltete als ich zuvor annahm, durfte ich unfreiwilligerweise die erste Band des Abends verpassen.

Als ich den schon gut gefüllten Laden betrat, gab Witchcraft ihr Können dem Publikum preis. Ihre Mischung aus Black Sabbath und Led Zeppelin wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Irgendwie wirkten die Herren sehr zahm und eine gewisse Monotonie schallte durch den Raum. Witchcraft sorgten mit ihrem leicht Stoner angehauchten Sound und dem Hippieflair bei mir aber nicht für besondere Aufmerksamkeit.

Ganz anders erging es mir schon bei den Texanern von The Sword. Binnen von Sekunden konnten sie mich mit ihrer treibenden Rhythmik und der fetten Soundwand überzeugen. Ich kannte die Truppe bisher nur vom Namen. Ab jetzt würde ich die Texaner zu einer der besten Stoner-Rockband zählen, die ich bis dato zu hören bekommen habe. Alle, die immer noch Kyuss hinterher trauern, sollten sich unbedingt mal mit der Band beschäftigen. Für mich persönlich eine positive Überraschung und das anwesende Publikum war, der Lautstärke nach zu urteilen, wohl ebenfalls meiner Meinung.

Bevor Clutch die Bretter der Bühne aufsuchten, drängelten sich schon die Massen in Richtung erste Reihe, um einen der bestmöglichsten Plätze zu ergattern. Ab diesem Moment wurde mir klar, dass sich hier gleich eine schweißtreibende Show abspielen wird. Einmal Bier holen, oder einmal pinkeln hätte unter Umständen die negative Auswirkung zur Folge gehabt, die Band aus letzter Reihe weiter bestaunen zu dürfen. Also, Zähne zusammenbeißen und die Ruhe vor dem Sturm bewaren. Als Clutch dann die Bühne betraten und der charismatische Sänger Mr. Fallon mit einem freundlichen „Guten Abend Hamburg“ die Meute begrüßte, war die Spannung auf dem Höhepunkt angelangt.
Die Amerikaner haben sich in den letzten sieben Jahren bereits das dritte Mal in Hamburg blicken lassen, sind an ca. 250 Tagen im Jahr weltweit auf Tour und ganz nebenbei schaffen sie es auch noch eine neue Scheibe pro Jahr zu veröffentlichen.
Sie supporteten in den letzten 10 Jahren Bands wie Slayer, Sick of it all, Pantera, System Of A Down, Iron Maiden, Therapy?, Motörhead u.v.m. Es wurde also mal wieder Zeit für eine Headliner-Tour!
Als die Takte gezählt waren, brach auf Anhieb mit dem ersten Ton im Publikum das Feuer aus - sofort war der Funke übergesprungen! Selten habe ich so etwas beobachtet. Die Leute im Molotow waren von der ersten Sekunde an nicht mehr zu bremsen. Sie feierten Clutch so dermaßen ab, als ob es ihr letzter Auftritt wäre. Es wurde gejubelt und getobt. Und immer wieder drohte die erste Reihe auf die Bühne zu fallen. Clutch lieferten eine Setliste ab, die aus ihrer bisher 17-jährigen Bandgeschichte bestand. Alte Klassiker wie „The Dragonfly“ wurden genauso abgefeiert wie die neuen Tracks. Songs wie „Burning Beard“, „The mob goes wild“ musste man angesichts der erhöhten Temperatur und dem Spektakel im Publikum schon fast wörtlich nehmen. Clutch brauchen keine großartige Lichtshow, keine Pyroeffekte und keine schöne Diashow im Hintergrund. Alles was die Band benötigt ist eine ordentliche Portion Rock, Blues, Country und Metal. Clutch sind auch keine Meister in Sachen Akrobatik auf der Bühne und in den Pausen wird auch nicht großartig mit dem Publikum kommuniziert. Wenn aber Neil Fallon sein Gesang zum Ausdruck bringt, dabei immer wieder mit dem Zeigefinger auf Personen zeigt und sie dabei anfixiert, dann wirkt er wie ein Prediger, der etwas Wichtiges zu sagen hat. Im Gegenzug kontern immer wieder Zwischenrufe nach diversen Songs, wie z.B. „Sea of destruction“ oder „Profits of doom“. Somit heizten Band und Fans sich immer wieder gegenseitig an. Nach ca. 1 Stunde kam dann noch Eric Oblander von den Five Horse Johnson mit seiner Harp auf die kleine Bühne und fügte zum fetten Sound ein weiteres Instrument hinzu. „Electric Worry“ und weitere Songs wurden dementsprechend mit einer Harp umgesetzt, bis sie teilweise in eine Jamsession endeten. Mr. Oblander wirkte dabei schon fast wie gedopt. Anders kann ich mir seine atemberaubende Performance nicht erklären, und das lag nicht nur am Sauerstoffmangel der im Laden herrschte. Nach ca. einer 1 3/4 Stunde war dann der Spuk vorbei und man konnte die zufriedenen Gesichter sehen, auch wenn es keine Zugabe mehr gab. Im Grunde genommen waren Band und die anwesenden Leute durch, deswegen war es auch irgendwie verständlich, dass an diesem Punkt Ende war. Die Meute wird mit Sicherheit diesen Abend nicht so schnell vergessen. Eine besondere Clubatmosphäre, gepaart mit fetten Sound und dem triefenden Schweiß, der einem den Rücken herunter läuft. Genauso muss ein Rockkonzert funktionieren.
Wenn man bedenkt, dass Clutch Anfang der 90er ihre Wurzeln im Hardcorebereich hatten, so ist es umso erstaunlicher, dass sie mittlerweile ein Rockmonster erschaffen haben, der seinesgleichen sucht. Es sind Vollblutmusiker, die ihr Kunstwerk verstehen und es am besten Live umsetzen können. Trotzdem bleiben Clutch wohl zu einer der unterbewerteten Bands auf diesen Planeten. Clutch ist verdammt groß, nur viele wissen es einfach noch nicht!

Links:
Clutch - The Sword - Witchcraft - Never Got Caught

Ramin Amir

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